Kopfzeile Antigone

Nie werde ich die Sonne wiedersehen


Grabbeigaben

 

Die Titel-Installation der Ausstellung führt den Betrachter in den Hades. Bezugspunkt der Arbeit ist der Schlussmonolog Antigones. Die einzelnen Elemente greifen die zwiespältigen Gefühle Antigones auf, geben aber nicht den Inhalt des Textes, sondern Emotion eines Augenblicks wider: einerseits das innere Bewusstsein der Richtigkeit ihres Handelns, andererseits das Wissen um die Erfüllung ihres Schicksals, das ihren Tod bedingt.

Ein projiziertes, virtuelles Stück Himmel im Schacht an der Decke der Gruft – in der Zeit geraffte Wolken ziehen vorbei. Der Himmelsausschnitt ist ringsherum von Mauern umgeben, die zwar durch Fenster einen potentiellen Kontakt zum Licht darstellen, jedoch durch die Trost- und Ausweglosigkeit ihrer Architektur vom bewegten Teil der Projektion isoliert bleiben.

Auch der akustische Teil greift den inneren Konflikt der Antigone auf. Rhythmisch pulsierende tiefe Frequenzen stehen willkürlichen Improvisationen auf dem Klavier gegenüber. Der Text des Schlussmonologes ist seines grammatikalischen Korsetts beraubt, die Satzfragmente eines linearen Verlaufs der Zeit enthoben. Die Sezierung des Textes bewirkt, dass die Bedeutung in den Hintergrund tritt und die Worte ohne ihre chronologische Gebundenheit an Intensität gewinnen.

Im Gegensatz zur Szene ihrer Verteidigung, wenn Antigone mit Argumenten selbstsicher und stark der Rationalität Kreons entgegen treten kann, verdichtet sich in dieser Installation emotional der Gegensatz von Recht Haben und Schuldig Sein.